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Dienstag, 1. September 2009
Schlüpfer-Glück
"Ham 'se och noch normaler Schlüpfer da?"
Nein, normale Schlüpfer hätte sie nicht mehr da, lediglich ein paar Körnige. "Also dann bitte 20 körnige Schlüpfer!", sage ich der völlig übermüdeten Schlüpferverkäuferin durch die Türspalte.
Morgens um 5:30 Uhr aus gewissen Etablissements zurückkehrend, noch eben bei der Schlüpferei vorbeigucken, um die Lieben am nächsten Morgen mit frischen Schlüpfern zu überaschen, ist für mich der Innbegriff des Glückes.

Freudemachend,
Manni Kühre

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Montag, 31. August 2009
Reinkanationsbeauftragter
Der klapprige Mann, er liebte es Flaschen zu sammeln,
doch weil sein Rücken schon alt, und die Flaschen oft gammeln,
begann er die Flaschen mit der Krücke zu wenden,
kein Schmerzen im Nacken, kein Schmutz an den Händen.
Sein kausaler Schluss, der machte nur Sinn,
wer so inovativ ist, ist ein Gewinn
für die gesamte Wirtschaftswelt.
Kurz um, ganz klar! Er ist ein Held.

Meine Bewunderung wollte ich deutlich machen,
ich denke, ich schenke ihm ganz tolle Sachen.
Doch ich hatte ja nichts, undzwar davon ganz viel,
nur eine Flasche, die ihm klasse gefiel.
Nachdem ich also meine Schorle trank,
bekam ich vom Flaschenpapst tausend Dank:

"Meine Nachbarin sagte heut morgen, mein Sohn,
heute hast du kein Glück und bleibst ohne Lohn!
auch für dich scheint noch heute die Sonne ein Stück,
wenn du Glück in den Wald rufst, kommt auch Glück zurück!"

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Freitag, 28. August 2009
Immer wieder
Um mich herum ist alles dunkel, ich trete die Stufen hinauf und gehe ein paar Schritte nach vorn. Die andern sind schon da. Erwartungsvolles Flüstern geht durch den Saal, ich bekomme Gänsehaut. Hier und da ertöhnt ein lautes Pfeifen, sie haben mich entdeckt. Ich gehe die letzten fünf Schritte, mein Puls schnellt in die Höhe, ich spühre das Hämmern am Hals. Ein letztes Mal schließe ich die Augen, dann reiße ich meine zitternden Hände in die Luft, die Spotlights springen an. Ich kann nichts mehr sehen - egal. Fynn schlägt die Saiten an, Emil prügelt die Drums, die Menge rastet aus. Sie können jede Zeile mitsingen - unbezahlbar.

Dick,
Moses Lundwerk

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Schlüpfe in meine Unterhose und ziehe los
Zum zweiten Mal schon ging ich an der Bäckerei meines Vertrauens vorbei, schielte gespannt in das Ladenlokal und wurde - Akribisch auf der Suche seiend, nach dem heißen Bäckereimädchen, welche beim ersten Aufeinander treffen unserer beiden Gemüter schon ganz besondere Gefühle der Verliebtheit in mir auslöste, enttäuscht, da sich diese Göttin der Wollust schlicht und ergreifend nicht an ihrem gewohnten Platz befand. Ihrer statt übernahmen zwei greise grau- und blond- farbene Mit-Fünfziger die Aufgabe des Verkaufens von Brötchen, Butterzopf und allerlei weiterer Leckereien, die ich alle bereit wäre zu kosten, sofern angepriesen von dieser bezaubernden Backwaren-Verkäuferin.
Wohin ist sie wohl verschwunden? Hat sie Urlaub? Es ist schließlich Urlaubszeit, es ist warm, es ist August und die nordrheinwestfälischen Ferien sind längst vorbei, sodass auch blutjunge Frauen, welche noch nicht in den Genuss gekommen sind kleine Quälgeister mit ihrem auf dem weißen Pferd daher gerittenen gekommenen, vermeidlichen Traumprinzen gezeugt zu haben, die Chance haben den Urlaubsantrag bejaht zu bekommen.
Hat sie sich was getan? Hoffentlich hat sie sich nichts getan! Sie könnte auf dem Weg hinter ihre Backwarentheke auf der spiegelglatten Fahrbahn vom Weg abgekommen, und mit -in dieser schnelllebigen Zeit gewohnt - erhöhter Geschwindigkeit gegen ein sich im Weg befindendes Hindernis gesaust, sein. Aus irgendeinem Grunde kommt mir die Tatsache mit der spiegelglatten Fahrbahn allerdings spanisch vor. Auch besteht die Möglichkeit, dass die Schönäugige Bäckerin aus Scham vor ihrer Verliebtheit mir gegenüber, welche ich in diesem Fall voraussetze, absichtlich immer bei meinem Erscheinen im Hinterstübchen der Bäckerei verschwindet, um ihren leicht pur pur gefärbten Wänglein, die durch meinen Auftritt entstehen nicht die Blöße zu geben.
Fest steht: Die von mir angebetete, weil zauberhafte, Backwaren-Verkäuferin ist nicht an ihrem gewohnten Ort, was mir größte Sorge bereitet.

Verdrossenheit meinerseits.

Aufgeregt begutachte ich mein Erscheinungsbild flüchtig im Mittelalterlichen Amalgam-ganzkörper-Spiegel, „dieses Farbenfrohe Sommer-Sprungbrett-Outfit, das ich mir zuvor für diesen Moment der Liebe ausgedacht hatte, lässt mich angemessen kompromisslos erscheinen“, denke ich, schwinge dynamisch die Tür hinter mir ins Schloss und ,mache mich lächelnd auf den Weg. Auf den Weg mich ihr hinzugeben, um meine Wollust verratende Gestiken von mir zu geben, um ihr zu zeigen: „ Backwaren-Verkäuferin, ich kenne nicht deinen Namen, oh du meine angebetete Backwaren-Verkäuferin, aber ich würde mein letztes Hemd geben, um dich zu beglücken. Jeden letzten Pfennig würde ich für Backwaren ausgeben, lediglich um den Backwaren-Verkäuferinnen-Kontakt nicht aufgeben zu müssen um Dich zu sehen, kennenzulernen, zu fühlen und so weiter und so fort, [an dieser Stelle verliebt gucken – dabei ausatmen und zufrieden summen].“
Abwartend würde ich in dieser Position verharren und warten, und warten, und warten, bis sie reagiert, immer in der Hoffnung würde ich sein, diesem ihren Lippen entspringenden Satz zu lauschen

„Oh, du heißer Backwarenkäufer auch ich bin rosabrilliert. Um die ganze Welt reisen, will ich mit dir, um an jedwedem Strand dieser Welt die Sonnenuntergänge zu bewundern, auch wenn dieses gar nicht möglich ist, da mindestens die Hälfte der Strände gar nicht Richtung Westen geneigt sind, wir beide, du in deinem Charme vollen Sommeroutfit und ich in meiner lasziven Backwaren-Verkäuferinnen-Schürze, würden es, uns der Natur widersetzend, trotzdem tun.“

Oh ja, diesen Satz aus ihren Lippen gesagt zu hören, und damit Zeuge ihres fundierten naturwissenschaftlichen Grundverständnisses zu werden, was gäb ich darum?

Also stapfe ich, das Hupen der Autofahrer und Fahrerinnen mit Hilfe meines Tunnelblickes ignorierend weiter in Richtung Bäckerei meines Vertrauens, kümmere mich derweil nicht um die trauernden Arminia-Bielefeld Fans, die gerade vom verlorenen Spiel zurückkehren und mich anschauen, als sei ich Erni der Nackte. Denn sie lachen, und Kinder zeigen auf mich und rufen „Mädchen, Mädchen“, oder „wer rosa trägt küsst Männer!“.
Mir egal. „Backwaren-Verkäuferin“ denke ich und fahre mit meinem Plan fort.
Zum dritten Mal betrete ich die Schwelle zum Glück in die Bäckerei hinein. Die Zeit scheint still zu stehen als ich sie sehe.

„Backwaren-Verkäuferin“ murmele ich vor mich hin, schaue sie derweil verliebt an, atme abermals verliebt aus und schreite die anderen Kunden ignorierend an der Schlange, die zu 80% aus ohnehin griesgrämigen Arminen besteht, vorbei direkt auf sie zu. „Ein solches Klientel hast du nicht verdient, oh du heiße Backwaren-Verkäuferin“, sage ich mehr zu mir, denn zu ihr. Sie dreht sich herum, wobei ihr Haar ihrer 180° Kopf-Drehung schwungvoll hinterher weht, hält inne und blickt mich an. Interesse zeigend mustert sie mich von Kopf bis Fuß, bis sie mit ein wenig Verzögerung ihren standardisierten Fragesatz raus stottert: „Ähm...Was darf's sein?“ [An dieser Stelle abermals, vorhin erläuterter, verliebter Blick tief in ihre Augen, dann aufs Haar, ebenso tief in ihren Ausschnitt] Als mich meine Sprachlosigkeit verlässt und ich sage: „Zwei formschöne Brötchen!“ „Oh Backwaren-Verkäuferin“ denke ich, als sie mir den Preis nennt. Ich gebe ihr einen Zehner und sage „Stimmt so“ Gucke sie dabei verliebt an, schwinge herum, blicke über meine Schulter zurück und sehe, wie sie mir unnatürlich heiß Kopfschüttelnd hinterher blickt.

Selbstbewusst schiebe ich mit dem Zeigefinger meine rosafarbene Brille die Nase hoch, als ich aus der Bäckerei in meine WG zurückgehe, in der ich und die Brötchen schon sehnsüchtig erwartet werden. Mein Amalgam-ganzkörper-Spiegel begrüßt mich und lässt meine enge Unterhose in besonders schönen Licht erscheinen, während ich mir Gedanken mache, über meine Brusthaar Frisur, die ich vielleicht doch besser stehen gelassen hätte. Denn mit dem struppigen Kontrapunkt hätte das Pink meiner Unterhose noch besser gewirkt. „Spiegelglatte Brust und Bauch sind nicht im Sommertrend hatte ich im Fernsehen gestern noch gelernt“, ärgere ich mich auf meinem Balkon sitzend, bestreiche die obere Brötchenhälfte mit Geramont, gieße mir einen Espresso ins Tässchen und genieße verliebt.


sowas von rosabrilliert,
Manni Kühre

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