Montag, 28. September 2009
Fleischfan
hansione, 12:40h
Die Braunschweiger-Blutwurst liegt leblos an ihrem gewohnten Ort in der Wursttheke. Zum bestimmt 17. Mal schon heute rücke ich sie zurecht. Die sie zierenden Fettaugen finde ich besonders deliciös, „Mit Senf schmecken sie sehr gut.“,denke ich und drehe mich nach links, in Richtung des hauchdünnen Parmer.
Mein Bauch ist sehr weit, während der Drehung schwingt er nach. Spendieren tue ich lediglich mit der Linken. Den Kunden gaukle ich vor Linkshänderin zu sein, wohingegen das Linksbedienen in der riesigen Wartze gründet, welche meine rechte Handfläche besiedelt.
Mein Haar kämme ich des Morgens stets zurück, die fett-feuchten Strähnen meiner Frisur erinnern so zumindest oberhalb meiner Augenbrauen an einen Italienischen Gigolo. „Es ist 09:41:35 Uhr, ich habe also noch genau 4 ... 3... 2... 1... 0...Sekunden um zu popeln“, denke ich, und ärgere mich, da die Zeit nun mit runter zählen verbummelt ist.
„Gjurten Muargan“ schnauft es von der geöffneten Tür entgegen. Auf Frau Wierschniffbinsky ist verlass, jeden Morgen um diese Zeit betritt sie das Lokal, bestellt eine Bildzeitung, eine viertel Liter Flasche Wodka Gorbatschow (sie sei großer Gorbatschow fan) und ein End von der groben fetten. „Mich sein große Fan von Michaaaaaael!!!“,tönt sie ihr Geld zusammensuchend ebenfalls jeden morgen, während sie auf die Wodka-Flasche deutet. Während sie das Lokal verläs „ Noastrouavjie Michaaaaael!!!“ ... genau das, sagt sie dann jeden Morgen. Wenn Frau Wierschniffbinsky das Lokal verlassen hat, putze ich die Scheiben der Theke mit Schnelldesinfektion, da ihr immer ganze Keks-stückchen und Partikel von der Grob-Fetten aus dem Mund purzeln, wenn sie erklärt, sie „sein große Fan von Michaaaaael!!!“ Jede Woche aufs Neue überlege ich, ob ich der armen alten Dame den Zutritt zu meinem Lokal verwehren sollte, entscheide mich jedoch dagegen, wenn ich sie Sonntags morgens um 09:41:39 Uhr vor dem geschlossenen Ladenlokal stehen sehe, wie sie weinend an der Scheibe Kratzt und „Miesny.....miesny....“ krakeelt, was soviel bedeutet wie „fleischige..., fleischige“. Auch hält mich Frau Wierschniffbinsky in meinem Tages-Rhythmus, ohne sie würde ich morgens gar nicht die Notwendigkeit haben, um 7 Uhr aufstehen zu müssen, um vom Kiosk noch eine Flasche Wodka und eine Bildzeitung zu besorgen, da wir solcherlei Artikel in unserem Fleischerei Fachhandel selbstverständlich nicht führen. Also schlurfe ich jeden Morgen um 07:30 Uhr viel zu früh aus dem Bett, nicht schlimm für eine ohnehin ausgeschlafene, weil seid Jahren nicht mehr angefasste Frau, deren Mann gelegentlich an Samstagen abends noch Fleischlieferungen ausfahren muss...
Zurück hinter der Theke umrahmen nach diesem allmorgendlichen Ausritt zwei große Salz-Krusten die Unterarm-Region meiner Bluse.
Frau Wierschniffbinsky bedeutet meinen Antrieb, niemals würde ich sie feuern. Allein durch sie komme ich täglich aus dem Geschäfft, denn ich bin von Natur aus sehr faul, nicht gemacht für lange Märsche. Die Treppe zum Schlafzimmer herab trabe ich morgens immer rückwärts herunter um mit meinen Wasser-einlagernden Beinen nicht umzuknicken. Dieses Missgeschick würde das Aus meiner Karriere hinter der Theke bedeuten, da ich mich so schon kaum bewegen kann. Außerdem müsste ich daraufhin darauf verzichten, meine heimliche Liebe allmorgendlich anhimmeln zu können, von der mein Mann keinerlei Ahnung haben darf...
„Oh Zeitungsverkäufer, dich zu berühren, zu streicheln, zu liebkosen, was gäbe ich darum, was gäbe ich“
Das Sciencefiction Heft liegt leblos an seinem gewohnten Ort in der Zeitschriften-Auslage. Zum bestimmt 17 mal schon heute rücke ich es zurecht. Die Zeitschrift „alte Mutties“ finde ich besonders deliciös.
Noch 4...3...2...1...0, bis „Guten morgen!“ Sie guckt mich leicht errötet an, lächelt tief zufrieden und bestellt - wie jeden Morgen - eine Bild, und eine Flasche Wodka-Gorbatschow. "... ich bin echter Fan der Bild..." , sagt sie charmvoll.
Umarmt euch öfter,
Manni Kühre
Mein Bauch ist sehr weit, während der Drehung schwingt er nach. Spendieren tue ich lediglich mit der Linken. Den Kunden gaukle ich vor Linkshänderin zu sein, wohingegen das Linksbedienen in der riesigen Wartze gründet, welche meine rechte Handfläche besiedelt.
Mein Haar kämme ich des Morgens stets zurück, die fett-feuchten Strähnen meiner Frisur erinnern so zumindest oberhalb meiner Augenbrauen an einen Italienischen Gigolo. „Es ist 09:41:35 Uhr, ich habe also noch genau 4 ... 3... 2... 1... 0...Sekunden um zu popeln“, denke ich, und ärgere mich, da die Zeit nun mit runter zählen verbummelt ist.
„Gjurten Muargan“ schnauft es von der geöffneten Tür entgegen. Auf Frau Wierschniffbinsky ist verlass, jeden Morgen um diese Zeit betritt sie das Lokal, bestellt eine Bildzeitung, eine viertel Liter Flasche Wodka Gorbatschow (sie sei großer Gorbatschow fan) und ein End von der groben fetten. „Mich sein große Fan von Michaaaaaael!!!“,tönt sie ihr Geld zusammensuchend ebenfalls jeden morgen, während sie auf die Wodka-Flasche deutet. Während sie das Lokal verläs „ Noastrouavjie Michaaaaael!!!“ ... genau das, sagt sie dann jeden Morgen. Wenn Frau Wierschniffbinsky das Lokal verlassen hat, putze ich die Scheiben der Theke mit Schnelldesinfektion, da ihr immer ganze Keks-stückchen und Partikel von der Grob-Fetten aus dem Mund purzeln, wenn sie erklärt, sie „sein große Fan von Michaaaaael!!!“ Jede Woche aufs Neue überlege ich, ob ich der armen alten Dame den Zutritt zu meinem Lokal verwehren sollte, entscheide mich jedoch dagegen, wenn ich sie Sonntags morgens um 09:41:39 Uhr vor dem geschlossenen Ladenlokal stehen sehe, wie sie weinend an der Scheibe Kratzt und „Miesny.....miesny....“ krakeelt, was soviel bedeutet wie „fleischige..., fleischige“. Auch hält mich Frau Wierschniffbinsky in meinem Tages-Rhythmus, ohne sie würde ich morgens gar nicht die Notwendigkeit haben, um 7 Uhr aufstehen zu müssen, um vom Kiosk noch eine Flasche Wodka und eine Bildzeitung zu besorgen, da wir solcherlei Artikel in unserem Fleischerei Fachhandel selbstverständlich nicht führen. Also schlurfe ich jeden Morgen um 07:30 Uhr viel zu früh aus dem Bett, nicht schlimm für eine ohnehin ausgeschlafene, weil seid Jahren nicht mehr angefasste Frau, deren Mann gelegentlich an Samstagen abends noch Fleischlieferungen ausfahren muss...
Zurück hinter der Theke umrahmen nach diesem allmorgendlichen Ausritt zwei große Salz-Krusten die Unterarm-Region meiner Bluse.
Frau Wierschniffbinsky bedeutet meinen Antrieb, niemals würde ich sie feuern. Allein durch sie komme ich täglich aus dem Geschäfft, denn ich bin von Natur aus sehr faul, nicht gemacht für lange Märsche. Die Treppe zum Schlafzimmer herab trabe ich morgens immer rückwärts herunter um mit meinen Wasser-einlagernden Beinen nicht umzuknicken. Dieses Missgeschick würde das Aus meiner Karriere hinter der Theke bedeuten, da ich mich so schon kaum bewegen kann. Außerdem müsste ich daraufhin darauf verzichten, meine heimliche Liebe allmorgendlich anhimmeln zu können, von der mein Mann keinerlei Ahnung haben darf...
„Oh Zeitungsverkäufer, dich zu berühren, zu streicheln, zu liebkosen, was gäbe ich darum, was gäbe ich“
Das Sciencefiction Heft liegt leblos an seinem gewohnten Ort in der Zeitschriften-Auslage. Zum bestimmt 17 mal schon heute rücke ich es zurecht. Die Zeitschrift „alte Mutties“ finde ich besonders deliciös.
Noch 4...3...2...1...0, bis „Guten morgen!“ Sie guckt mich leicht errötet an, lächelt tief zufrieden und bestellt - wie jeden Morgen - eine Bild, und eine Flasche Wodka-Gorbatschow. "... ich bin echter Fan der Bild..." , sagt sie charmvoll.
Umarmt euch öfter,
Manni Kühre
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