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Donnerstag, 3. Dezember 2009
Mein Leben
Morgens um zehn vor acht versammelt sich die Abreitslosenszene vor der Agentur für Arbeitslose.
Oder sagen wir besser, weil Menschenachtender, Agentur für Arbeitssuchende. Hinz und Kuntz trifft sich vor dem Haupteingang, raucht eine letzte Zigarette vor der Festanstellung und/oder Schlürft die letzten Tröpfchen des viel zu kalten Coffee-to-go, aus der viel zu kleinen Coffee-to-go-Becherdeckel-Trinköffnung, leer.
Vor diese wartende Truppe tritt ein Mann, der sich, da auch er etwas Merkwürdig gekleidet, mühelos in die Gruppe integriert. Er wendet seinen Körper, sodass es ihm möglich wird die Gesichter der Wartenden zu besichtigen. Er schmunzelt, denn er erkennt in all diesen ausgemergelten Gesichtern den gleichen bescheidenen, lüsternen Gedanken, lüsternen Wunsch:

„Boh, … jetzt ne Bratwurst!“

Den von Sehnsüchten, anderen Süchten und vielen weiteren Dingen verfolgten Arbeitslosenamts-Besucher plagt tatsächlich eine unheimliche Lust nach jedweder Art, eventuel der Bratwurst gleichenden Fastfoodprodukten!
„Warum eigentlich?“ Stellt sich mir die Frage, während ich an ihnen vorrüber fahrend im Bus sitze und lächelnd nach draußen winke. Traurige Blicke werfen sie mir zu und ich kann, da ich des Lippenlesens mächtig bin, den Ruf der Freiheit lesen: „Hunger … Hungaaaaaaaa...“ oder „ lass uns nicht allein....bitte“, rufen sie mir zu. Und langsam aber sicher beginne ich zu begreifen.

Ich als Forscher, als Jäger nach Erkenntnis, Sammler von Wissen, der ich bin habe der Welt etwas zurückzugeben. Ich werde nach einer Lösung suchen, werde die Welt verbessern, werde Kim-Jong-Ill die Menschenrechte nahebringen.. Schacka!!! Ich werde Zeichen setzen! Ich werde für jedes Kind auf der Welt sauberes Trinkwasser bereithalten, Roland Koch aus seinem Landesministeramt stürzen. Ich werde Bushido dazu bringen nur noch über liebe und Sonnenschein zu rappen. Ich, der Jüng...“
„Halt die Fresse, alter, ich will lesen man“, schreit es vom Nachbarsitz. „Das hätten schon ganz andere Versucht, und sowieso und überhaupt.“
„Was für ein Feigling... vermutlich ließt er nichteinmal relevante Literatur! Unwichtige Wälzer wie ' Mein Leben' von fragwürdigen Beta-Promis“ ,
Getrieben von dieser negativen Motivation beschließe ich ein soziales Expriment zu wagen.
Aufgrund meines Fastfoodverzeeres dem Besuch des Amtes für Arbeitslose folgend rühren sich in mir Kräfte. Kräfte, die herrausragend sind. Stellen sie sich das Ausmaß an Kraft vor, dass freigesetzt wird, wenn die Pazifische Kontinentalplatte, welche auf die Phillipinische Kontinentalplatte trifft, sich in Bewegung setzt. (Jeder kennt ja den Mariannengraben.) Mit verhältnismäßig vergleichbarer Kraft grummelte es derzeit in meinem Magen-Darm-Trakt und ich merke, dass die wallende Substanz von gasförmigen Aggregat ist. Mitdies leise. Zusätzlich kenne ich ihre Auswirkung auf den Organismus von Säugetieren. Mein Hamster Goldi, lief auf die Freisetzung besagten Gases (welches ich im Folgenden übrigens „Niveau Sport“ nennen will) hin, ungefähr doppelt so schnell in seinem Laufrad und sorgte so für ca. 48% mehr Leuchtkraft in meiner Schreibtischlampe. Vermutlich aus Fluchtangst. Mal ganz abgesehen von dem fiesen Brennen der Nasenscheidewände und dem Tränen der Augen.
RWE und Eon könnten sich von dieser Energiegewinnungsart eine Scheibe abschneiden. Aber es ist ja kein Geld da für Forschungszwecke. Atomkraft, Ja bitte! („...ist ja saubere Energie!“ (Zitat: George Bush.))
„Egal, nicht das Forschungsziel aus den Augen verlieren, wenn nicht ich, wer dann?“, denke ich und beginne zu testen, inwieweit der Ausstoß von „Niveau Sport“ sich auf das Verhalten meiner Mitfahrer auswirkt. Bewaffnet mit Zettel, Stift und meiner ABC-Waffe „Niveau Sport“ feure ich also los und starte gleichzeitig meine Aufzeichnungen im Phonostil niederzuschreiben.

„Grauha. M. Verz. Gesicht zu schreckl. Grim.
ca. 8J. Mädch. Verdreht Aug. oben ! Schwankt und Murmelt „Mutti?“
Mittelalter M. kippt gleichalter Fr. bei Vers. Griff n. Nothammer mitten in Br. ...Sabbern!“

Mein kleines Manko war hierbei zweifelsohne, dass ich ja gar nicht wusste, wonach ich suchte.
Wie oft geht das wohl den wichtigen und guten, weil weltverbessernden Forschen, dieser Erde so, oder so ähnlich, denke ich so vor mich hin, während neben mir ein Polo-Shirt (hochgestellter Kragen) und Lacoste Schuhe tragender junger Mann (etwa 21) auf den boden des Busses zusammensackt, seine Augen verdreht und nach Luft schnapp-athmet.

Exkurs Selbstzweifel:
Wir armen, einsamen Forscher...


Stundenlang starrt er ins Glas,
hofft das sich dort ändert was,
selbst während schon die Putzfrauen schrubbern,
fängt rein gar nichts an zu blubbern.
Und ihm dünkt, dass heißt wird klar,
dass das, was daran einmal war:
Der Reiz, dass er forschend frei ist,
vorbei ist!

Tagelang sucht sie nach Formeln,
das heißt, sie glaubt dass sie das tut,
Wochenlang im Schreibtischstuhl,
haha – sie glaubt es geht ihr gut.
Und ihr dünkt das heißt sie findet,
dass das, was damit sie verbindet:
Ihr Verlangen nach der Zahlen Klang.
ist Vergangen!

Monate im Büchereitrakt
sucht der Bücherwurm nach Staben,
doch auch nach elendlangem forschen
gibt es nichts woran zu laben.
Und ihm dünkt, das heißt er merkt,
dass das, was ihm die Freud beschert,
Die mit Schönheit versehene Sorte des Wortes
fort ist.

Exkurs Selbstzweifel Ende.

So sinniere ich, nebenbei phonostilkritzelnd im Bus, über die Sinnhaftigkeit der Forschung, während sich Leute ans Herz fassen, Dinge rufen wie „ Terror...“ oder „ Bleib stehen weißes Riesen-Kaninchen.“
„Wie schade...“, denke ich, denn ich dachte wenigstens meine Versuchsreihe mit „Niveau Sport“ könnte zu irgendwelchen Ergebnissen führen, somit Erkenntnisse mitsich bringen. Doch so intensiv ich die Menschen betrachte, so eingehend ich ihr Verhalten beobachte, so akribisch ich sie versuche zu analysieren, ich kann einfach kein außergewöhnliches Verhalten feststellen.

Geknickt von meiner nutzlosen Forschungsreihe stiefele ich die wenigen Meter von der Bushalte stelle nach Hause und tue das einzige, was für mich jetzt noch einen Sinn erfüllt:
www.amazon.de Suche: Harrald Junke – Mein Leben.
Bestellung abschicken.
Dankeschön

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Was für ein trauriges Ende.. !

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Zwei Tunnels
Oh siehe da, zwei Tunnel am Ende des Lichts.
Welchen der beiden soll ich nur nehmen?
Der einen scheint kurz und groß zu sein,
der andere lang und klein.
Wie sieht woll das Ende der beiden aus ?
Kann man es schon sehen?
Und warum ist der Gang,
ob kurz ob lang,
nur so Ungewiss ?
Sicher ist,
egal welchen von beiden man nimmt, irgendwann
kommt man an !!!!!

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Oh sehr fein!
Doch egal ob kurz und groß,
oder lang und klein.
Die frage ist falsch gestellt wie ich find,
ist`s nicht egal ob man irgendwann ankommt,
wenn man sich besinnt,
dann kommt eher die Frag,
ob man überhaupt ankommen will!
Denn Ankommen heißt Ende und eine Ende ist doch so verdammt endgültig!

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